Monday 14 April 2014

Kai Meyer - Phantasmen

Wenn ich es rechtzeitig mitbekomme, liegt ein Kai Meyer kurz nach Erscheinungsdatum (dank Vorbestellung) bereits in meinem Briefkasten, und kurz danach entweder in meinem Rucksack, oder auf dem Nachttisch (je nach Thema, je nachdem was ich aktuell gerade so lese). Diesmal hab ich den neuen Meyer immer vor dem Einschlafen gelesen, was dann doch teilweise gruselig war.
 
Es ist schon eine interessante Welt, in der Phantasmen spielt. Plötzlich sind überall auf der Welt Geister erschienen, sie sind durchsichtig, ohne Substanz, sie leuchten mit einem weißlichen, sogenannten Totenlicht und stehen immer genau da, wo die betreffende Person verstorben ist, den Blick stets zur Sonne gewandt. Sie erscheinen nicht nur bei Menschen, die jetzt sterben, sondern von jetzt an gerechnet immer die doppelte Zeit vom Ausgangszeitpunkt an gerechnet, in die Vergangenheit. Es werden also immer mehr, und schnell kann man in der Nacht vor lauter Totenlicht nicht mehr richtig schlafen.
Rain hat viel durchgemacht (was genau, möchte ich hier nicht verraten), und ist mit ihrer Schwester Emma jetzt auf dem Weg zur Absturzstelle des Flugzeugs ihrer Eltern, deren Geister demnächst erscheinen sollten. Doch irgendetwas ist komisch, das Autoradio funktioniert schon seit hunderten Kilometern nicht mehr, ein komischer Amerikaner findet sich auch bei der Absturzstelle ein, und kurz nachdem die Geister tatsächlich erscheinen, und Rain und Emma von ihren Eltern Abschied nehmen wollen, beginnen die Geister zu grinsen, und es ist ein tödliches Grinsen...
 
Wenn ich nicht so verliebt wäre in die Geschichte rund um die Familie Institoris, ich glaube, das wäre mein neues absolutes Lieblingsbuch (aber um Aura ganz zu übertrumpfen, hat es nicht dann doch nicht gereicht). Ich mag die Art, wie Meyer seine Geschichte präsentiert, es ist eine Ich-Erzählung, geschrieben mit den Augen eines zerrütteten Menschen, der sich neben seinen eigenen Problemen plötzlich um allerhand anderes kümmern muss, und der es vielleicht sogar in der Hand hat, die Welt vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Generell sind Endzeitgeschichten ja voll mein Ding, und das hier ist genau das, was ich mir erwarte. Es wird die Umgebung geschildert, auch, was mit Menschen passiert ist, die an seltsamen Orten gestorben sind, das ganze wirkt unheimlich durchdacht. Ich weiß nicht, wie Nachtsichtgeräte wirklich funktionieren, denn deren Funktion im Buch hab ich zwar verstanden, aber wie das genau gehen soll, hat sich mir nicht erschlossen. Auch das Rain immer wieder an ihrem eigenen Verstand zweifelt hat mir imponiert, schließlich wird die Geschichte teilweise sehr surreal, aber immer so, dass man es sich gerade so doch noch vorstellen kann.
Alles in allem das Beste, was ich seit langem gelesen habe, schade, dass eine Fortsetzung eher unwahrscheinlich ist, aber wer weiß...:-)
Von mir gibt es eine glatte 10, und nach der grandiosen Aufführung von Phonophobia in Hamburg (die drei ??? live) werde ich jetzt das dazugehörige Buch (Sinfonie der Angst) auf meinen Nachttisch legen, und genießen.

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