Monday 23 June 2014

Helga Pollak-Kinsky: Mein Theresienstädter Tagebuch 1943-1944

Ich habe das Buch schon eine Weile fertig gelesen, wollte mir aber mit der Rezension Zeit lassen, bis das alles ein bisschen gesackt ist.
 
ACHTUNG: Ich verrate hier Details aus dem Buch, das als Spoiler zu betiteln, möchte ich aber nicht, da ohnehin jeder ungefähr weiß, was er sich von so einem Zeitdokument erwarten kann.
 
Helga Pollak-Kinsky ist eine Überlebende des Ghettos Theresienstadt. Sie, und auch ihr Vater Otto haben damals nach der Deportation begonnen, ihr Leben in einem Tagebuch festzuhalten.
In Theresienstadt lebt Helga zusammen mit anderen Mädchen im Mädchenheim L 410, im Zimmer 28. Was sie dort erlebt, klingt auf den ersten Blick nicht ganz so furchtbar wie die anderen Geschichten aus dieser Zeit, gut, es gibt Wanzen im Bett, viel zu wenig zu essen, und man darf das Ghetto nicht verlassen, allerdings ist Theresienstadt kein Todeslager, und wie gesagt, auf den ersten Blick läuft alles halbwegs ruhig ab. Dann beginnen langsam die Transporte - Freunde, Verwandte werden mit Güterwagons in die Todeslager abtransportiert, im Lager muss Platz geschaffen werden. Denn das Ghetto Theresienstadt ist auserkoren worden, um zu zeigen, wie gut es den Deportierten geht, also wird Platz gemacht, es werden Musikstücke und unter anderem die Kinderoper Brundibar aufgeführt, und davon Bilder bzw. Filme gemacht. Als diese Filmaufnahmen vorbei sind, ist man aber keineswegs sicherer... weitere Transporte werden durchgeführt, und bald ist auch die Erzählerin betroffen, und wird nach Auschwitz gebracht. Dort schafft sie es, dem Tod zu entrinnen, indem sie sich älter macht, und stattdessen im Arbeitslager Dienst tun muss...
 
Fr. Pollak-Kinsky schafft es, mit ihrem Buch, das durch die Tagebuchaufzeichnungen ihres Vaters angereichert ist, eine doch etwas andere Seite des Krieges und dem Leben im Ghetto zu zeichnen. Da gibt es trotz allem Streitigkeiten zwischen den Mädchen, da hat man mal das eine lieber, mal das andere, da wird mit den Jungs vom Nebenheim geflirtet... alles in allem wirkt das, nun ja, ziemlich normal. Dann allerdings liest man, dass es kaum zu essen gibt, dass man Kleidung nur bekommt, wenn gegen Lebensmittel getauscht wird, dass Leute, die deportiert werden kaum genug Nahrung für die Reise mitnehmen dürfen, dass Mütter von ihren Kleinstkindern getrennt werden, und sich entscheiden müssen, ob sie nur das Kind sterben lassen, oder ob lieber gleich die Mutter auch ihr Leben gibt. Furchtbar.
 
Ich fand das Buch sehr interessant, und habe mir noch ein anderes Buch aus der Edition Room 28 bestellt.
 
Punkte vergeben möchte ich bei so einem Buch nicht!

Ich lese derzeit JAWS von Peter Benchley.

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