Tuesday 23 December 2014

[LESEZIRKEL] Phillip Pullman: Der goldene Kompass

Ein Lesezirkel... ich und ein Lesezirkel, das passt! Schließlich behaupte ich von mir selbst, dass ich viel lese - auch wenn ich gleich am ersten Tag der Angehörigkeit beim Lesezirkel gemerkt habe, dass das eigentlich nicht stimmt - die anderen Mädels lesen viel mehr.
Die Wahl des ersten zu lesenden Buches verlor unter anderem "Der Herr der Ringe" gegen "Der goldene Kompass". Zuerst hab ich mich ein wenig geärgert, schließlich sollte ich endlich den Herrn der Ringe weiterlesen, und das wäre ein richtig guter Grund gewesen. Ich hab mich dann, obwohl ich zum ersten Treffen nicht kommen kann, entschieden, trotzdem mitzulesen, obwohl das Buch an sich mich nie interessiert hat, der Film schon wieder aus meinem Hirn verschwunden ist, und ich andere Bücher vorgezogen hätte. Dafür hab ich beschlossen, zumindest vorerst nur den ersten Band zu lesen, auch wenn das aus dem Lesezirkel Posting nicht so wirklich hervorging, ob man jetzt nur den ersten, oder alle drei lesen sollte.

Entgegen meiner Gewohnheit schreibe ich auch unter dem Lesen immer wieder in den Blog, auch wenn das alles erst zum Zeitpunkt des ersten Treffens veröffentlicht werden wird, aber meine Eindrücke möchte ich festhalten, und ich weiß nicht, ob mir das alles so im Kopf bleiben würde, wenn ich es nicht aufschreibe - ich gehe hier auf einzelne Handlungsstränge ein wenig ein, also können sich manche gespoilert fühlen!!!

Aber zunächst kurz zur Handlung: Wir befinden uns in einer Welt, in der jeder Mensch einen Daemonen hat, ein Wesen, das stets in der Nähe des Menschen zu finden ist, und das seine Form beliebig ändern kann, bis zu dem Zeitpunkt, bis der Mensch erwachsen wird. Lyra, die Hauptperson, lebt mit ihrem Daemon in einem alten College, und wird, wenn Zeit ist, ab und zu auch unterrichtet, sonst kann sie mehr oder weniger treiben, was sie so möchte. Eines Tages beginnen rund um das College Kinder zu verschwinden, Kinder, um die sich ohnehin kaum jemand schert, trotzdem sind Lyra und die Kinder der Nachbarschaft irritiert, und wollen wissen, was vorgeht. Eines Nachts wird Lyra in die Obhut einer seltsamen, sehr edlen Frau übergeben, die sich sehr gut um sie zu kümmern scheint, aber irgendetwas scheint nicht in Ordnung... Allerhand passiert, und schon ist Lyra auf dem Weg in den Norden, um zum einen ihren Vater zu finden, und zum anderen, um die entführten Kinder aus den Fängen der Gobbler zu befreien.

Meinung nach 2/5 des Buches: Obwohl das Buch ja mittlerweile schon einen Film spendiert bekommen hat, und ausreichend Aufregung beim Klerus ausgelöst hat, muss ich sagen, dass ich derweil die ganze Aufmerksamkeit nicht wirklich nachvollziehen kann, es ist bis jetzt eine nette Fantasygeschichte, wo jeder Mensch einen Daemon hat, der aber nicht böse ist (daher versteh ich den Namen nicht, ein Daemon ist für mich automatisch was böses, aber das mag an mir liegen), sondern eben so eine Art ständiger Wegbegleiter.
Vom Stil her tu ich mir, wie so oft in letzter Zeit, schwer. Es ist irgendwie einfach geschrieben, ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll, die Sätze sind einfach gestrickt, es wirkt teilweise so, als würde ich einen Aufsatz eines 4.-Klässlers lesen, dann kommen wieder längere Sätze, aber auch die sind nicht wirklich kompliziert, und soweit ich das mitbekommen habe, ist das Zielpublikum 13+, dafür erscheint es mir nicht anspruchsvoll genug (vom Text her, nicht von der Geschichte).

Meinung nach 4/5 des Buches: In der Mitte hat das Buch sehr an Tempo zugenommen, bis ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem Lyra in Iofurs Gefängnis gesperrt wird, dann tröpfelt es für mich wieder ein bisschen zu zach dahin. Der Stil ist im Mittelteil flüssiger und auch erwachsener, jetzt wieder weniger.
Der Autor gilt als einer der 50 besten Schreiber in Groß Britannien... Ich weiß auch nicht, vielleicht hätte ich's lieber auf Englisch lesen sollen, vielleicht liegt es an der Übersetzung - ich habe von noch keinem der beiden Übersetzer etwas gelesen, keine Ahnung, vielleicht bin ich auch einfach kleinlich. Ich habe in letzter Zeit viel Teenie und Kinderzeug gelesen, ich werde einfach nicht warm, und das obwohl mir die Charaktere sympatisch sind, und mich die Materie interessiert, ich versteh's nicht. vielleicht, weil mich das Buch zum Hype damals gar nicht interessiert hat, vielleicht will mein inneres ICH einfach nach wie vor nicht, dass ich mich mit "His Dark Materials" beschäftige...

Kurz vor Schluss: auf einmal wird das Buch äusserst brutal, eigentlich aus dem nichts wird in einem Kampf der über Leben und Tod der beiden Kontrahenten entscheidet, ein Kiefer herausgerissen, Blut spritzt umher... Jugendliteratur und dann mittendrin das. Bin ein bisschen schockiert, weil ich das nicht erwartet hatte, eher einen Genickbruch oder so... ist aber eher ein positiver Schock, endlich passiert was, wasso wirklich nicht vorherzusehen war.

Gesamteindruck: Mrs. Coulter und Lord Asriel haben ein Rad ab, Lyra wird im Laufe des Buches 3 Mal (glaub ich) angeschrien, zweimal vom Lord, einmal von der Mrs. jedes Mal eher unerwartet, eigentlich hätte man diese Passagen auch in Großbuchstaben drucken können (ja, ich weiß, nur der TOD spricht in Großbuchstaben). In diesem Bezug stört mich hauptsächlich die Szene gegen Ende, in der Lyra zum Lord kommt, und er einfach zu schreien beginnt, dass er nicht nach ihr verlangt wird. Scheinbar findet Pullman das selbst auch komisch, denn er geht ein paar Seiten später nochmals darauf ein, um zu erklären, dass Lord Asriel spinnt... naja.
Lyra ist die meiste Zeit ein nettes, verständiges Kind, hat aber zwischendurch Anwandlungen, bei der ich sich am liebsten durchgeschüttelt hätte, ich weiß nicht, ob man es als mutig bezeichnen kann, dass sie öfter einfach so lange auf Leute und Bären einredet, bis das geschieht, was sie will - hier speziell die Szene, als sie zu Iofur kommt, und ihm einredet, sie sei ein Daemon - ist der Bär wirklich so dumm? Weil die wenigen restlichen Bären, die "Sprechrollen" haben, kamen mir nicht so einfältig vor.
Über das ganze Buch gesehen stört mich glaub ich am meisten, dass am Schluss der Junge stirbt, wegen dem die ganze Rettungsaktion begonnen hat. Nach einer 3-zeiligen Trauerphase beschließt Lyra dann, einfach weiterzumachen; zu klären, wo der Staub herkommt, einfach mal so das Universum zu wechseln... ich weiß nicht, wenn einer meiner besten Freunde bei so einer Aktion gestorben wäre, wäre ich vermutlich nicht in der Lage gewesen, nach ein paar Minuten wieder irgendwas abenteuerliches zu unternehmen...
Bis ganz zum Schluss hatte ich meine Probleme, obwohl die Charaktere prinzipiell nett sind, und der Ansatz interessant. Warum sich der Klerus ans Bein gepinkelt fühlt, kann ich nach dem ersten Band nur bedingt verstehen. Gut, das Wort Kirche steht des öfteren im Zusammenhang mit "gehört weg", aber welche Art der Kirche das ist, weiß man eigentlich nicht, nur dass sie einen großen Einfluss hat, es ist (zumindest für mich) nicht mal klar erkennbar, ob es sich bei der Kirche um eine Glaubensgemeinschaft handelt, es ist eine Organisation mit immensem Einfluss, der jedoch hauptsächlich politischer Natur zu sein scheint.
Na ja, bis auf wenige Ausnahmen finde ich, es ist ein sehr einfach geschriebenes Buch - ich hab die ganze Zeit auf "und dann" gewartet, und hab zumindest ab und an ein "Dann" bekommen... nicht so ganz meins, aber Geschmäcker sind ja schließlich verschieden.
Ich vergebe 3 von 10 Punkten für einen guten Ansatz und nette Charaktere, der Rest ist nichts für mich!

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